Wissenswertes

Kleines "Best of" Stadtgeschichte

Liebenswerte kleine Geschichten

... die bei Stadtführungen in Soest gern erzählt werden oder einfach mal erzählt werden sollten

Aus rund 1400 Jahren geschichtsreicher Vergangenheit gibt es unendlich viel zu erzählen. Und wer könnte das besser, eindrucksvoller und unterhaltsamer, als unsere Stadtführerinnen und Stadtführer? Daher haben wir uns Unterstützung gesucht und unsere Guides nach ihren persönlichen Lieblings-Geschichten gefragt. Zahlen, Daten und Fakten gibt es in Geschichts-Büchern. Bei diesem speziellen „Best of“ geht es auch um die liebenswerten, scheinbar profanen kleinen Geschichten am Rande, die während einer Stadtführung in Soest gern erzählt werden oder einfach mal erzählt werden sollten…

Mehr Informationen zum Stadt-Jubiläum 1400 Jahre Soest gibt es hier

Wie die Stadt zu ihrem Namen kam

In der ältesten urkundlichen Erwähnung wird das heutige Soest „villa sosat“ genannt. Ein Wort, das man mit „angenehmer Sitz“ übersetzen kann, weil die Menschen, die sich hier angesiedelt haben, angenehme Lebens-Bedingungen vorfanden. Nämlich Wasser, Salz und fruchtbares Land.

Die Soester selber erklären die Entstehung des Stadt-Namens aber anders und gehen in der Geschichte noch ein gutes Stück weiter zurück:

Als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, waren sie auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Da kamen sie an einen großen Teich und Eva sagte: Schau mal, Adam, hier ist es genauso schön wie im Paradies. Adam antwortete: Säu is et! Daraus hat sich schließlich der Name Soest entwickelt. Und aus der Tatsache, dass bereits Adam Soester Platt sprach, sieht man, dass die Geschichte wahr und nicht erfunden ist.

Grosser Teich
Soester Fehde 2023

Folgenreicher Brief

„Wisset, Bischof Dietrich von Moers, dass wir den Herzog Johann von Kleve lieber haben als Euch und wir Euch hiermit absagen“. Mit diesen Worten am Anfang eines Briefes begann ein bedeutendes Kapitel der Soester Stadtgeschichte – die Soester Fehde.


Nicht zuletzt durch die Förderung ihres Stadt-Herren, des Kölner Erzbischofs, hatte sich Soest zu einer wohlhabenden und einflussreichen mittelalterlichen Groß-Stadt entwickelt. Mit steigendem Selbstbewusstsein versuchten die Soester, sich vom Einfluss des Bischofs zu lösen und vollzogen im 15. Jahrhundert einen beispiellosen Wechsel von einem Landesherren zum anderen. Da hinter beiden Konflikt-Parteien ein Netzwerk von Verbündeten stand, nahmen die Auswirkungen des Fehde-Briefes „europäische Dimension“ an. Sie reichten von Böhmen bis Burgund und erreichten schließlich sogar den Papst in Rom.

Für Soest zog der folgenreiche Brief eine fünfjährige Belagerung nach sich, die man nicht zuletzt aufgrund der soliden Befestigungsanlagen und der Tatsache, dass dem Erzbischof die finanziellen Mittel ausgingen, siegreich aussitzen konnte. Heute wird das Ereignis alle zwei Jahre im Rahmen des europäischen Mittelalter-Festivals „Soester Fehde“ unter Beteiligung von Mittelalter-Gruppen aus 12 Nationen an historischer Stelle nachgestellt.

Osthofentor

Dankbarer Fehlkauf

Das heute einzig noch erhaltene von ursprünglich zehn Stadt-Toren der wohlhabenden und einflussreichen alten Hansestadt, ist das Osthofentor. Als es zur Stadt-Verteidigung nicht mehr gebraucht wurde, wusste man zunächst nicht, was man mit ihm anstellen sollte. Zunächst sollte es ein Wasser-Turm werden, dann entschied man sich aber, im Inneren ein Museum einzurichten.

Die Attraktion des Museums ist eine Sammlung von rund 25.000 Armbrust-Bolzen. Viele von ihnen sind nach der Soester Fehde im 15.Jahrhundert angeschafft worden, was eigentlich unsinnig war, da es zu diesem Zeitpunkt schon Feuer-Waffen gab, die viel effektiver waren. Rückblickend hat diese politische Fehlentscheidung der Stadt Soest aber die größte Armbrustbolzen-Sammlung der Welt beschert.

Tatkräftiger Bürgermeister

Das Gasthaus „Im wilden Mann“ kann inzwischen auf eine mehr als 400jährige Geschichte zurückblicken. Dass das stattliche Fachwerk-Haus mit der charakteristischen Doppelgiebel-Front am Markt noch heute ein beliebtes Foto-Motiv für Soest-Besucher darstellt, ist dem tatkräftigen Einsatz eines Bürgermeisters zu verdanken. In der Bomben-Nacht vom 5. Dezember 1944 wurde das Traditions-Haus von einem Brandsatz getroffen. Der damalige Bürgermeister Franz Becker lief beherzt in den Dachstuhl und warf die Brandbombe auf die Straße. Für seine selbstlose Rettungs-Aktion erhielt er zeitlebens einen Ehrenplatz, der immer frei zu halten war, sowie kostenlos Speisen und Getränke. Ebenso war das Personal angewiesen, bei seinem Ein- und Austritt Haltung anzunehmen.

Made in Soest

Ein ganz besonderes, handgestricktes Kleidungs-Stück hat es von Soest aus auf die internationale Bühne der Politik geschafft. Der erste Pullunder – der später zum unverkennbaren Marken-Zeichen des damaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher wurde – war „made in Soest“. Genschers Mutter und die Soesterin Lisa Husemeyer trafen in Braunlage am Fuße des Brockens zufällig aufeinander und kamen ins Gespräch. Aus der Urlaubs-Bekanntschaft erwuchs eine langjährige Freundschaft zwischen den Familien, in deren Rahmen Hans-Dietrich Genscher der Hansestadt auch mehrfach einen Besuch abstattete. Da der Minister bei der Jagd von einem Termin zum anderen zwangsläufig ins Schwitzen kam, strickte Lisa Husemeyer ihm einen Pullunder. Die Wolle zwischen Hemd und Jacket sollte Reiben und Schweißflecken vermeiden. Genscher wollte den Pullunder gar nicht mehr ausziehen und so griff Lisa Husemeyer noch mehrfach zur Stricknadel. Auch Henry Kissinger erhielt ein solches Stück „made in Soest“.

Nachhilfe-Bedarf?

Wussten Sie, dass Konrad Duden, Vater der deutschen Rechtschreibung, von 1859 bis 1867 in Soest wohnte und Prorektor des Soester Archi-Gymnasiums war? Die Arbeit an seinem Nachschlage-Werk „Duden der Deutschen Rechtschreibung“ hat er wahrscheinlich in Soest begonnen, aber erst nach seinem Weggang veröffentlicht. In Soest machte man darum kein großes Aufhebens. „Das hängen wir besser nicht an die große Glocke, sonst meinen die Leute, er sei zu seinen Bemühungen um die deutsche Rechtschreibung durch unsere verstockten Kinder angeregt worden, die zum richtigen Schreiben zu dumm sind.“. Das hübsche Wohnhaus Konrad Dudens in der Ulricherstraße 21 steht heute unter Denkmalschutz und beherbergt eine Ferienwohnung.

Oh lieb, solang du lieben kannst

Marlene Dietrich war vom Gedicht „Der Liebe Dauer“ (Oh lieb solang du lieben kannst) von Ferdinand Freiligrath zu Lebzeiten so beeindruckt, dass es schließlich auch auf ihrer Beerdigung zitiert wurde. Entstanden ist dieses Werk, in dem Freiligrath den Tod seines Vaters verarbeitet, in der Niedergasse 2 in Soest, wo die Familie wohnte. Hauptberuflich absolvierte der Dichter eine kaufmännische Ausbildung im Haus zur Rose.

Haus zur Rose
Allerheiligenkirmes_Riesenrad vor Petrikirche

Bei allen Heiligen

St. Petri ist nicht nur die älteste unter den Soester Kirchen, sondern auch die älteste Kirchengründung Westfalens. Der ursprüngliche, heute nicht mehr nachzuweisende, Gebäudeteil der „Alden Kerke“, stammt aus dem 8. Jahrhundert.

Der Kirche St. Petri haben die Soester auch die heute größte Altstadtkirmes Europas – die Soester Allerheiligenkirmes – zu verdanken. Sie wurde einst an einem Allerheiligen-Tag geweiht. Die sogenannte „Kirchwihmesse“, aus der sich später das Wort Kirmes entwickelte, war ein besonderes Ereignis, dessen Jahrestag wiederkehrend ausgiebig gefeiert wurde. So ein „Jahrmarkt“ zog natürlich auch Gaukler, Puppenspieler, Seiltänzer und Händler in die Stadt. Es kamen auch Kaufleute aus Münster, Hessen, Holland, Skandinavien und dem Baltikum, die ihre Waren anboten, Kontakte pflegten und den Handel ausgiebig „begossen“. Belegbar durch eine Kämmerer-Rechnung aus dem Jahr 1338 feiert Soest in diesem Jahr mindestens die 686. Allerheiligenkirmes. Wahrscheinlich ist sie aber noch viel älter.

Glück gehabt?

Immer wieder bestaunen Touristen die schöne Soester Altstadt und freuen sich darüber, dass sie scheinbar von Kriegszerstörung verschont geblieben ist. Wenn man heute durch den mittelalterlichen Stadtkern schlendert, könnte man dies auch leicht vermuten. Durch insgesamt 34 Bombenangriffe – den schwersten davon am 5. Dezember 1944 – sowie Artilleriebeschuss wurde die alte Hansestadt im Zweiten Weltkrieg jedoch tatsächlich zu rund 60 Prozent zerstört. Ziel der Angriffe waren vor allem das kriegswichtige Batteriewerk Hagen und der Soester Rangier- und Güterbahnhof, der als Achse zwischen dem Ruhrgebiet und dem Rheinland galt. Von Fliegerbomben getroffen wurden unter anderem auch die Kirchen St. Petri, St. Patrokli und St. Thomä. Allem voran der denkmalpflegerischen Planung des Landrats und späteren Soester Bürgermeisters Hubertus Schwartz hat die Stadt ihr „neues altes Gesicht“ zu verdanken. Ihm zufolge musste die Innenstadt von Soest auf altem Grundriss und im alten Stil wiederaufgebaut werden. Dabei sollten vor allem die romantischen Blickachsen nicht verbaut werden. Und das scheint so gut gelungen zu sein, dass man denken könnte, der 2. Weltkrieg wäre an Soest spurlos vorbeigegangen.

Luftbild Sonnenuntergang Mantler

Hätten Sie es gewusst und haben wir Ihnen Appetit auf mehr gemacht? Dann machen Sie doch mal eine Stadtführung mit.

Aus immer wieder neuen Blickwinkeln gibt es noch so viel mehr zu wissen und zu erzählen, dass es garantiert nie langweilig wird.

Wir freuen uns auf Sie und auf Ihre persönlichen Fragen und Geschichten!

Ihre Soester Stadtführer und Stadtführerinnen und das Team der Tourist Information Soest


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